Es geht um eine spannende Entdeckung in Kafkas berühmtem Roman "Der Proceß" (entstanden 1914).

Im 1. Kapitel läßt Kafka seinen Helden Josef K. nach der Verhaftung mit seiner Wirtin sprechen und dabei folgendes überlegen: "Sie scheint sich zu wundern, daß ich davon spreche", dachte er, "sie scheint es nicht für richtig zu halten daß ich davon spreche. Desto wichtiger ist es daß ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen."

Nun hat eine alte Frau dieses Gespräch tatsächlich geführt,  indem sie Kafkas Roman nicht nur gelesen, sondern auch einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Handlung geworfen hat. Dort ist zu "sehen", wie Kafka im Schicksal des Josef K. seine eigene homosexuelle Veranlagung in einzigartiger Form spiegelt: Es sind Versuche einer Anpassung an die gesellschaftliche Norm, die der Romanheld Josef K. scheiternd erlebt und die Kafkas Text seine Leser abstandslos nacherleben läßt. Elsbeth Schmidhäuser bietet eine voll am Text bleibende Erfassung von Kafkas ganzem Roman vom ersten bis zum letzten Kapitel.